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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 43

1864 - Breslau : Leuckart
Octavianus Augustus. 43 umhangen mit den Fellen wilder Thiere, die sie erlegt hatten. Durch das Leben in der freien Natur und die einfache Kost wurde ihr Körper kräftig und groß. Nächst der Jagd war Krieg ihre höchste Lust. Befand sich das Vaterland im Frieden, so zogen sie wohl in ganzen Schaaren hinaus, fielen in die römischen Besitzungen und suchten draußen Kampf und Beute. Die Nachbarschaft eines solchen Volkes mußte wohl den Römern sehr lästig fallen. Da schickte Augustus seinen Stiefsohn Drusus nach Deutschland, und dieser drang sogar bis zur Elbe vor; allein seine Züge waren keine Eroberungen. Die Deutschen wichen in ihre Wälder zurück, brachen dann aber plötzlich aus dem Dickicht hervor und überfielen in unwegsamen Gegenden die ermü- deten Feinde. So wurde das Verlorene schnell wieder erobert. Als die Römer späterhin ihre Sprache, Gesetze und Sitten den Deutschen aufdringen wollten, fanden sie um so heftigern Wider- stand. Während der Konsul Var ns mit solchen Plänen umging, stand ein junger Fürst, aus dem Volke der Cherusker am Harz, als Retter deutscher Freiheit auf. Es war Hermann oder Arminius, wie ihn die Römer nannten. Seinem wohlüber- legten Entschlüsse folgte rasche That. Um Varus vom Rhein weg in das innere Deutschland zu locken, meldete man ihm, es sei ein Aufstand unter den Völkern an der Weser ausgebrochen. Die deutschen Oberhäupter, insgeheim Freunde des Hermann und mit seinen Absichten bekannt, rathen dem Varus hinzuziehen und die Empörung zu dämpfen. Sie selbst versprechen ihm, mit ihren Völkern zu ihm zu stoßen. Der sorglose Varus geht in alle Schlingen, welche ihm gelegt werden. Er bricht mit 40,000 Mann auf und dringt in den teutoburger Wald. Nirgends findet er gebahnte Wege, überall dichtverwachsenes Gehölz. Heftig herab- strömender Regen, schlüpfriger, sumpfiger Boden hemmen die Schritte seiner schwer bewaffneten Krieger. Fürchterliche Stürme brausen in den Gipfeln der Bäume und vermehren den Schrecken. Da verläßt Hermann den Hinterhalt, aus welchem er die Bewe- gungen der Römer beobachtet hat. Auch die übrigen Fürsten lan- gen mit ihren Völkern an; Varus wird von allen Seiten umringt. Drei Tage und drei Nächte kämpfte der Ueberlistete mit seinen ermatteten Soldaten gegen Feind und Ungewitter an; nirgends erschien Rettung, nirgends Hilfe; da stürzte er sich aus Ver- zweiflung in sein Schwert. Nur wenige Römer entkamen, fast alle fielen von der Hand der Deutschen, i. I. 9 nach Christus. Die Nachricht von dieser Niederlage verbreitete zu Rom Furcht und Entsetzen. Augustus ließ sich Bart und Haare wachsen, rannte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!"

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 46

1864 - Breslau : Leuckart
46 Geschichte. Titus, sein Sohn, hatte keine größere Freude, als Menschen glücklich zu machen. Verlebte er einen Tag, an welchem er Keinem eine Wohlthat erwiesen hatte, so sagte er: „Ich habe einen Tag verloren!" — Im zweiten Jahrhundert gab es einige treffliche Kaiser, als: Trajan, Hadrian, Antonlnus Pius, Marcus Aurelius. Dann folgte eine Reihe meist abscheu- licher Herrscher. Das Reich verfiel immer mehr. Von Norden drängten deutsche Volksstämme heran. Die meisten der römischen Kaiser, vom Jahre 180 an, waren Wüthriche, die mit den unerhörtesten Gräueln ihre Regierung befleckten und unendlichen Jammer über die Menschen brachten. Die Soldaten setzten nach Gefallen Kaiser ein und ab und tödteten die wenigen bessern, welche es versuchten, dib Ordnung wieder herzustellen. In dieser allgemeinen Noth mnd Verwirrung bereitete die göttliche Vorsehung den Menschen eine bessere Zeit vor durch die feste Begründung des Christenthums unter dem Kaiser Konstantin und durch die bald darauf erfolgte Völker- wanderung. Konstantin war der erste römische Kaiser, der im Jahre 311 öffentlich als Beschützerder Christen auftrat. Er begünstigte und besoldete ihre Lehrer, ließ sich und die Seinigen im christlichen Glauben unterrichten, hielt viele Christen in seiner Nähe und ging mit ihnen vertraulich um. Es wurden Kirchen gebaut und herrlich ausgeschmückt. Wie glücklich mußten sich jetzt die Christen nach so langen Verfolgungen fühlen, in Konstantin einen wohlwollenden Freund zu besitzen! Freudig strömten sie von allen «Leiten herbei und nahmen Dienste in seinem Heere. Wohl mochte Konstantin auch vorausgesehen haben, wie viel ihm die zahlreichen Christen bei den Kämpfen gegen seine Mitherrscher helfen könnten. Als er nämlich die Regierung antrat, hatte er deren fünf. Mit dem Beistände der Christen stürzte er einen nach dem andern. In den Heereszügen, wo sonst Adler und Götzenbilder vorangetragen wurden, wehete von nun an die Fahne des Kreuzes und führte von Sieg zu Sieg. Nach siebzehnjährigen blutigen Kriegen war Konstantin der alleinige Beherrscher des Reichs. Wie viele Christen schon zu seiner Zeit lebten, beweiset die Kirchenversammlung zuikicäa, hei welcher nicht weniger als 318 Bischöfe erschienen. • Konstantin verbot zuletzt das Opfern m den heidnischen Tempeln ganz und machte sich dadurch die Priester zu Feinden. Das mochte wohl mit die Ursache sein, weswegen er seinen Sitz nach Byzanz verlegte. Auch lag diese Stadt mehr in der Mitte des Reichs. Hier ließ er schöne Kirchen, Paläste und

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 48

1864 - Breslau : Leuckart
48 Geschichte. die ersten Keime seiner Bildung und des bessern Landbaues. Mit unerschütterlichem Muthe drangen Mönche in Deutschlands Wälder, unter zahllosen Mühen, Gefahren und Drangsalen stürzten sie den heidnischen Aberglauben, kämpften gegen rohe und grausame Gebräuche und gewöhnten das Volk an menschliches Recht, an das göttliche Gesetz. Nach Konstantin des Großen Tode kamen wieder schwache und schlechte Kaiser auf den Thron; Noth, Verwirrung und Bedrängnisse nahmen daher von neuem überhand. Da trat zu Ende des vierten Jahrhunderts ein kräftiger Kaiser auf, Theodosius der Große, der für einige Zeit Ruhe und Ordnung schaffte. Er hatte zwei Söhne, und da er wohl einsah, daß das ganze Reich zu regieren für einen zu schwer sein möchte, so theilte er es in zwei große Theile und gab dem einen die östliche, dem andern die westliche Hälfte. Es entstanden also zu Ende des vierten Jahrhunderts zwei Kaiser- thümer, das morgenländische oder griechische mit der Hauptstadt Konstantinopel, und das abendländische oder römische mit der Hauptstadt Rom. Die Grenze, welche sie schied, ging nördlich von dem adriatischen Meere durch das heutige Ungarn. Diese Trennung brachte in der Folge große Nachtheile. Die Herrscher beider Reiche wurden bald uneins; sie traten feind- lich gegen einander auf, statt sich zu vereinigen und den andringen- den deutschen Völkern gemeinschaftlich zu widerstehen. Daher ging auch das eine dieser Reiche, das abendländische, bald unter, das andere erhielt sich aber 1000 Jahre länger. . Vj Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. -'/4' Zu Ansang des fünften Jahrhunderts entstand im mittlern und östlichen Europa eine gewaltige Gährung. Ganze Völker verließen ihre Wohnsitze und drängten sich auf ihre südlichen oder westlichen Nachbarn; diese trieben wieder die anwohnenden weiter. Die so bedeutenden Züge und Wanderungen wurden von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt. Sie wälzten sich in Schaaren zu Hunderttausenden über die Wolga nach Europa, gleich einer ungeheuren Fluth, und vertrieben die dort wohnenden Gothen, welche deutschen Stammes waren. Ein alter Geschichtsschreiber schildert die Hunnen als ein Reiter- volk von fürchterlicher Wildheit und grimmigem Ansehen. „ Sie zerschneiden sich," sagt er, „in der Kindheit mit vielen Rissen Kinn und Wangen, um das Wachsen der Haare zu verhindern. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breitem Gesichte,

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 50

1864 - Breslau : Leuckart
50 Geschichte. Hoffnung und überzog Italien. Unter den fürchterlichsten Ver- wüstungen näherte er sich schon der Hauptstadt. Da nahm der Papst Leo den Bischofstab in seine Hand, ging an der Spitze der Vornehmsten in das hunnische Lager, brachte dem Attila reiche Geschenke und mahnte ihn ab, nach Rom zu kommen. Die ehrwürdige Gestalt des Greises mit silberweißem Barte und die eindringliche Rede wirkte auf den wilden Krieger. Er ließ sich besänftigen und kehrte zurück. Bald nachher starb er plötzlich in Ungarn. Die Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und beide in einen eisernen. Dann wurde er unter kriegerischen Gesängen beerdiget. Diejenigen aber, welche das Grab gemacht hatten, brachte man um, damit Niemand verrathe, wo der große Hunnenkönig ruhe. Das westliche Kaiserthum bestand fast nur aus Jtaliön. Da kam Romulus Augustus, noch ein Knabe, zur Regierung. Odoaker, ein Anführer deutscher Soldaten in römischen Dien- sten, empörte sich gegen den Schattenkaiser und setzte ihn im Jahre 476 ab. Er selbst nannte sich König von Italien. Mit einem Romulus begann und hörte also auch das römische Reich auf. - ■■■ f Imuhamed. Die Araber sind ein uraltes Voll, das in der heiligen Schrift oft genannt wird. Sie bewohnen eine große Halbinsel, welche weite Sandwüsten, öde Felsengebirge und nur wenige ganz fruchtbare Landschaften enthält. Die Einwohner sind bei ihrer Armuth gastfrei und gutmüthig. Ihr Körper ist stark und geschmeidig, ihr Ansehen offen und heiter, und ausgezeichnet die Lebhaftigkeit ihres Geistes. Unter diesem Volke ward, 570. Muhamed in der Stadt Mekka geboren. Er verlor noch als Kind seine Eltern. Da nahm ihn ein Oheim zu sich, der ihn für den Kaufmannsstand bestimmte und mit seinen Karavanen nach der Gegend des Euphrats, nach Syrien und Palästina sandte. — Muhamed war ein schöner Mann, von kraftvoller Gesundheit und würdevollem Blick, er besaß eine einschmeichelnde Beredsamkeit, hohe Klugheit und kühnen Muth: lauter Eigenschaften, durch die er sich leicht die Zuneigung der Menschen gewann. Nachdem er noch einige große Reisen gemacht und dabei die Religion und Sitten der Menschen genau beobachtet hatte, gab er die Handlung auf und zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Tage brachte er in düstern Höhlen und schauerlichen Felsklüften zu. Sein geheimnißvolles Wesen erfüllte die Seinigen mit wunderbaren Ahnungen. Dort in stiller Einsamkeit grübelte er über Religions- gegenstände. Der Glaube, in dem er erzogen war, Moses und

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 55

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 55 Die (Sbein (Ebelinge) kämpften wohl auch zu Pferbe (boch hatten sie keine Sättel, die sie als Zeichen der Weichlichkeit verachteten) ; im Augenblicke der Gefahr floh der Fußgänger, an der Mähne des Pferbes sich haltend, aus dem Kampfe; kehrte aber, mit neuem Muthe beseelt, bald zurück. Drohte dem Lande ein Feind, so wurden die freien, wehrhaften Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen — das war der Heerbann ober die Landwehr. Im Kampfe standen die einzelnen Gemeinden und Familien neben einander, die Beute wurde unter alle gleich vertheilt, das beste Stück war der Preis des Tapfersten, des Anführers, der im Frieden wieder in die Reihe der übrigen zurücktrat, ohne einen Vorzug zu genießen. Dem Zuge der Kämpfer folgten die Weiber auf unzähligen Karren, die zugleich zur Deckung des Lagers, das sie kreisförmig umgaben, dienten. Vor dem Angriffe ertönten kriegerische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde wurden schrecklich dröhnend aneinander geschlagen, und mit einem fürchterkchen Kriegsgeschrei begann der Angriff. Von der Wagen- burg herab vernahm der Krieger der Kinder Geschrei, der Weiber erweckenden Zuruf. — Arme kriegerische Jünglinge schloffen sich an vornehmere, oder an den Vorsteher des Gaues, folgten ihm in allen Zügen und waren ihm auf Leben und Tod verbunden. Des Anführers Gefangennehmung oder Tod zu überleben, war ein ewiger Schimpf. Der Anführer sorgte für Waffen und Lebensunterhalt seines Gefolges, das einem stehenden Heere vergleichbar war. Krieg mußte ihm daher stets erwünscht sein, um von der gemachten Beute den Unterhalt des Gefolges bestreiten zu können. Waltete in der Heimath Friede, so suchten sie draußen Kampf und Beute, ja sie dienten wohl gar fremden Nationen, wie den Römern zu Augustus Zeiten. Als der römische Staat immer mehr zerfiel, das Volk immer kraftloser ward, nahmen die Kaiser ganze deutsche Völkerschaften in Sold, und diese setzten sich dann im römischen Gebiete fest, und es entstanden so überall deutsche Reiche, wie das ostgothische in Ungarn. Die Sueven wohnten in Portugal, in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgothen. Um die Rhone bis in die Schweiz saßen die Burgunder, am Niederrhein die Franken, an der Elbe zwischen Ost- und Nordsee die Sachsen, mit denen die Friesen an der Nordseeküste in Verbindung standen. Mitten in Deutschland, am Main und an der Saale, wohnten die Thüringer, in Süddeutschland am Schwarzwalde die Allemannen, ein mächtiger Bund verschiedener Stämme; unterhalb der Donau bis an die Ems die Boher oder Bayern, durch den Lech von den Allemannen getrennt. Italien hielt Odoaker mit Herulern und Rugiern (früher in Pommern) besetzt; nach Britannien waren

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 57

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 57 Seidenzucht in Europa ein. Doch fanden die großen Männer selten den Lohn für ihre Verdienste; wie Belisar, so wurde der siegreiche Narses von den neidischen Großen beim Kaiser ange- schwärzt und unter bitteren Kränkungen von seinem Posten in Italien abberufen. Er ging nicht nach Konstantinopel, sondern nach Neapel, sandte Boten an die in Ungarn hausenden Longo- barden und ließ ihnen sagen: sie möchten das armselige Panno- nien verlassen und von dem gesegneten Italien Besitz nehmen. Alboin, König der Longobardcn, brach mit seinem ganzen Volke und 20,000 Sachsen auf, bereitete überall Furcht und Schrecken wie ein zweiter Attila und gründete ein neues Reich, noch heut die Lombardei genannt. Das war die letzte Bewegung der großen Völkerwanderung. Unter'allen den Reichen, die auf den Trümmern des römischen gegründet wurden, hatte nur das fränkische Dauer. Im Jahre482 stand unter den Franken ein König auf, Chlodwigs aus der Königsfamilie der Merowinger. Er war ein kriegslustiger, herrschsüchtiger Mann, dessen ganzer Sinn nur aus Erweiterung seiner Herrschaft gerichtet war. Mit den übrigen Fürsten der fränkischen Stämme schloß er Bündnisse zur Vernichtung der feindlichen Völker; hatte er seinen Zweck erreicht, so entzweite er seine Helfer (die seine Verwandten waren), fiel sie einzeln an, besiegte einen nach dem andern und vereinigte ihre Länder mit den seinigen. Auch vertrieb er die letzten Römer aus Gallien und bezwang die Burgunder und Thüringer. Er vermählte sich mit Klotilde, einer Nichte des burgundischen Königs, die in der christlichen Religion erzogen war und ihren ganzen Einfluß aufbot, ihren Gemahl zum Christen zu machen. Aber sein wildes Gemüth widerstrebte der milden Lehre; doch als er gegen die Allemannen zog und bei Zülpich lange nicht zum Siege gelangen konnte; als gar seine Schaaren wankten und sich zur Flucht anschickten: da gedachte er dessen, was ihm Kloiilde vom mächtigen Christen- gotte erzählt hatte, und inbrünstig streckte er seine Hände zum Himmel aus und betete: „Hilfmir, Jesus Christus! denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir beistehst in dieser Noth, so will ich an dich glauben." Und wie durch einen Zauber ordneten sich die Reihen seiner Krieger und errangen mit der alten Tapferkeit den Sieg. Chlodwig erfüllte nun auch sein Gelübde: am nächsten Weihnachtsfeste ließ er sich feierlich zu Rheims mit 3000 Franken taufen. Er vergrößerte sein Reich immer mehr und gab ihm den Namen Frankenreich. Die Deutschen waren nicht so rohe Barbaren wie die Hunnen. Sie zerstörten nicht wie diese von Grund aus alles, was sie bei den unterjochten Völkern vorfanden, sondern eigneten sich an,

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 62

1864 - Breslau : Leuckart
62 Geschichte. und kräftig regiert. Sein Ruf verbreitete sich weit hinaus; selbst auswärtige Fürsten suchten seine Freundschaft. Der griechische Kaiser schickte ihm eine Orgel zum Geschenke. Man staunte dieses Kunstwerk an und kennte seinen Bau nicht begreifen, denn Niemand in Frankreich verstand bis dahin eine Orgel zu bauen. Die damaligen Geschichtsschreiber erzählen: dieses bewunderungs- würdige Tonwerkzeug habe bald das Rollen des Donners, bald das sanfte Getön der Flöte nachgeahmt, und eine Frau, die sie zum ersten Male spielen hörte, sei vor Schrecken in Ohnmacht gesunken und bald darauf gestorben. Nach Pipins Tode folgte 768 sein ältester Sohn Karl, ein Mann voll Kraft und Verstand und dabei von so herrlichem Gemüthe, daß er, wo er konnte, Gutes that, das Wohl^feines Volkes nie vergaß und nur dann strafte, wenn er mußte. Es ist nur zu bedauern, daß er während seiner langen Regierung genöthigt war, fast ohne Unterlaß Krieg zu führen. Am meisten machten ihm die Sachsen zuthun, die oft den kaum geschlossenen Frieden brachen und neue Unthaten verübten. Dieses kriegerische Volk bewohnte damals die weite Ebene zwischen der Elbe, dem Niederrhein und der Nordsee. Geschützt durch unermeßliche Wäl- der und Sümpfe, mehr aber noch durch angestammte Tapferkeit, hielt es fest an den väterlichen Sitten und trotzte jeder fremden Gewalt. Am meisten haßte es die übermüthigen Franken und deren Religion. Voll Erbitterung fielen sie wiederholentlich in das fränkische Gebiet und raubten und mordeten. Karl sah ein, daß ohne völlige Unterwerfung dieser gefährlichen Nachbarn keine Ruhe, keine Sicherheit für sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heiden- thum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer Versammlung der Franken zu Worms, im Jahre 772, ward der erste Feldzug gegen sie beschlossen. Er fiel glücklich für Karl aus; die Sachsen wurden überwunden, baten um Frieden und erhielten ihn. Dann brach Karl gegen Disiderius, König der Langobarden, auf, ging über die Alpen, eroberte Oberitalien, setzte jenen König ab und verband das Longobardenrcich mit dem seinigen. Doch ehe Karl alles in Italien geordnet hatte, lief die Nachricht ein, die Sachsen seien unter ihrem kühnen Anführer Wittekind mit Feuer und Schwert in das Land der Franken eingedrungen. Blitzschnell flog er aus Italien herbei. Seine Erscheinnng dämpfte sogleich die Empörung. Auf dem Reichstage zu Paderborn erschien vor ihm eine Gesand- schaft aus Spanien. Ein arabischer Fürst bat ihn gegen seinen Sultan um Hilfe. Er versprach sie, brach nach Spanien auf

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 72

1864 - Breslau : Leuckart
72 Geschichte. auch die Sachsen wurden des Kampfes müde; aber sein eigner Sohn empörte sich gegen ihn, er wurde gefangen genommen und seiner Würde entsetzt. Da ereilte den Ruhelosen der Tod und endete ein Leben, das nur eine Kette von Leiden „ für die Sün- den seiner Jugend war," wie er selbst sagte. Sein Sohn Hein- rich V. hatte fast eben so große Kämpfe durchzufechten und starb in der Blüthe seiner Jahre kinderlos 1125. Kurz vor seinem Tode war die Hauptursache des langen Streites gehoben worden. Der Kaiser versprach, sich in die Wahl der Bischöfe und Aebtz nicht zu mischen, und der Papst gab zu, daß der^Kaiser die Geistlichen bei weltlichen Aelptern mit dem Scepter belehnen dürfe, wie dies bei den weltlichen Fürsten geschah. England. Älfred der Große. In dem von den Römern Britannien genannten Jnselreich hatten sich, wie wir oben gehört haben, Angelsachen niedergelassen. Die bedrängten Ureinwohner riesen ihre Nachbarn, die wilden Schotten, zu Hilfe, wurden aber nun von den beiden Völkern angegriffen und gänzlich unterdrückt. Viele wanderten über das Meer nach Frankreich hinüber, und der von ihnen bewohnte Theil dieses Landes erhielt den Namen Bretagne (Bretanj). Nicht lange erfreuten sich die Sachsen und Angeln des ruhi- gen Besitzes des eroberten Landes. Normannen, wie man die deutschen Stämme in Norwegen, Dänemark und Schweden nannte, kamen auf kleinen aber gut gebauten Schiffen herüber, Beute suchend. Die kühnen Seehelden eroberten eine Provinz nach der andern und forderten Tribut. Da trat unter den Angelsachsen ein Held auf, Alfred mit Namen. Er versuchte die letzte Provinz im Westen Englands zu vertheidigen, aber er war zu schwach; besiegt und überwunden konnte er sich nur verkleidet retten. Er trat bei einem Schäfer in Dienste, verrichtete ein ganzes Jahr hindurch unverdrossen die niedrigsten Geschäfte, vergaß aber in der Hütte die Noth seines Volkes nicht, sondern entwarf Rettungspläne. Als er merkte, daß die Sachsen sich im Stillen rüsteten, das drückende Joch abzuschütteln, gab er ihnen Nachricht von seinem Aufenchalte. Bei der Schwierigkeit seines Unternehmens entschloß sich Alfred, erst genaue Kundschaft einzuziehen. Als Harfner verkleidet wanderte er ins feindliche Lager, zog singend und spielend durch die Verschanzungen, spähte die Fehler und schwachen Stellen derselben und die Zahl der feindlichen Kämpfer auö; dann erst verließ er es, ohne Verdacht erregt zu haben, ver- tauschte die Harfe mit dem Schwerte und führte die Seinen zum Siege. Die Überwundenen huldigten dem kühnen Sieger,

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 42

1864 - Breslau : Leuckart
42 Geschichte. er fast unumschränkt. Ungeachtet seiner milden Regierung ent- stand gegen ihn eine Verschwörung. Er ward in einer Senats- versammlung erstochen.^ Seine Mörder, unter denen sich Brutus befand, entflohen nach Griechenland, ---------; . Octavianus Ä.ngustus. Zum Haupterben hatte Cäsar seinen Verwandten ernannt, den Octavianus, einen achtzehnjährigen Jüngling voll Heu- chelei und Schlauheit. Dieser schloß mit Antonius und Lepidus eine Verbindung, und es entstand eine zweite Drei- männer-Herrschaft. Sie vertheilten auch jetzt die Regierung der verschiedenen Länder unter sich. Um nun im ungestörten Besitze der Oberherrschaft zu bleiben, kamen sie überein, alle ihre Gegner zu vertilgen. Sie veranstalteten furchtbare Hinrich- tungen; die edelsten und reichsten Männer wurden ermordet. Antonius, der in Kleinasien seinen Sitz nahm, drückte dort die Einwohner mit ungeheuren Abgaben und lebte als ein herzloser Verschwender. Endlich verfeindete er sich mit Octavianus, der ihn bekriegte und überwand. Als ihn in Aegypten seine Sol- daten verließen, tödtete er sich selbst; das Heer des Lepidus war schon vorher zu Octavian übergegangen. Jetzt war Octavianus der alleinige Beherrscher des römischen Reiches. Er ließ sich Cäsar nennen, woraus in der Folge das Wort Kaiser entstanden ist. Er war also der erste römische Kaiser. Man gab ihm auch den Namen Augustus (d. i. der Erhabene). Da er von nun an mit vieler Klugheit und Mäßigung herrschte, so vergaß man allmälig seine ersten Gränelthaten. Bei aller Macht, die er besaß, nahm er das bescheidene Ansehen eines Bürgers an. Er speiste, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor, nur hielt er zu seiner Sicherheit eine Leibwache. Die römischen Bürger, geängstigt und erschöpft durch die vielen innern Kriege, sehnten sich endlich nach Ruhe und Sicher- heit ihres Besitzes. Beides fanden sie unter Augustus weiser Regierung. Daher fühlten sie sich auch glücklich; alles athmete und regte sich freier. Auch die Künste und Wissenschaften fingen an emporzukommen. Das ungeheure Reich wurde durch neue Eroberungen vergrößert; nur der Versuch, auch Deutschland zu unterwerfen, gelang dem Augustus nicht. Deutschland erstreckte sich damals vom Rhein bis^zur Weichsel, von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Dichte Wälder und weite Sümpfe bedeckten diese Heimath der alten Ger- manen. Die Bewohner waren Halbwilde und besaßen weder Städte noch Dörfer. Sie schweiften jagend über Berg und Thal, _ (P/rr's* .. :yt a**' - A / * ,* "/■ * ^ -/?

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 49

1864 - Breslau : Leuckart
49 Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. aus welchem kleine Augen wild hervorgucken. Sie tragen leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäusen; die Beine wickeln sie in Bocksfelle. Ihre Speisen erfordern kein Feuer, kein Gewürz. Sie leben von Wurzeln, wilden Pflanzen und rohem Fleische, das sie wie einen Sattel auf das Pferd legen, es mürbe reiten und dann verzehren. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Umher- schweifend im Freien und durch Wälder gewöhnen sie sich von der ersten Kindheit an zur Ertragung der Kälte, des Hungers und des Durstes. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Auch bei gemeinschaft- lichen Berathungen sitzen sie alle zu Pferde. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Der Krieg ist ihre größte Lust. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurückzukehren; und kaum ist man ihrer gewahr geworden, so erstürmen sie auch schon die Verschauzungen, oder plündern das Lager. Dem Zuge der Männer folgen ihre schmutzigen Weiber oder ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen über- zogenen Wagen. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht." Die Hunnen drangen Anfangs bis nach Ungarn vor und blieben dort gegen fünfzig Jahre, ohne sich um andere Völker viel zu bekümmern. Dann erhoben sie sich aufs neue unter ihrem Könige Attila. Von ihm rühmten die Hunnen, daß, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, hundert Völker zitterten und Rom und Konstantinopel erbebten. Er war klein von Körper, hatte einen großen Kopf, und seine funkelnden Augen, die er stolz umherwarf, kündigten den Herrscher an. Er selbst war mäßig, sprach wenig und trank aus einem hölzernen Becher; aber seine Gäste speisten von Silber und Gold. Dieser Attila kam mit 700,000 wilden Kriegern nach Deutschland und zog, alles ver- wüstend , nach dem Rheine zu. Er drang in Frankreich ein; mit Feuer und Schwert bahnte er sich den Weg; die blühendsten Städte wurden zerstört. ¿0- In dieser Noth verbanden sich die Römer mit Theodorich, dem.könige der Westgothen, zogen viele deutsche Hilfsvölker an sich und stellten sich bei der Stadt Chalons an der Marne dem Länderstürmer entgegen. Hier fiel nun im Jahre 451 die große Völkerschlacht vor, eine der blutigsten, die je in Europa geliefert wurde. Ueber 160,000 Leichen blieben von beiden Seiten aus dem Platze. Attila wurde zum ersten mal geschlagen und ging nach Ungarn zurück. Im nächsten Jahre aber faßte er neue Rendschmidt's Lesebuch für obere Klassen. 4
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